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Moulagenmuseum

Die Restaurierung der Moulage Nr. 3887, Vaccine-Impfpusteln

Hergestellt von Fritz Kolbow, Berlin. Datierung: vor 1940.
Masse: 19.9x27x9 cm.
Materialien: Wachs/Wachsmischung, Baumwolle, Holz, Metall, Papier, vermutlich Ölfarben.
Eigentum des Instituts für Medizingeschichte der Universität Bern. Restauriert am Moulagenmuseum Zürich 2018.
 

Nr. 3887: Befunde 

Diese Wachsmoulage ist im klassischen Stil angefertigt: Der mit Ölfarbe bemalte Wachskörper ist auf einem schwarzen Holzbrett befestigt und mit weissem Tuch eingefasst. Darunter ist ein Etikett mit der Diagnose angebracht. Rückseitig findet sich eine Dreiecksöse aus Metall zur Aufhängung. Diese Moulage ist zudem signiert: rechts unterhalb der Moulage ist mit weisser Farbe «F. Kolbow» – für Fritz Kolbow – aufgemalt. Moulagengeschichte Zürich

 

Moulage Nr. 3887_1 defekt

 Wachsmoulage 3887, «Vaccine-Impfpusteln» im Zustand vor der Restaurierung.

 

Bei einer ersten optischen Untersuchung der Wachsmoulage Nr. 3887 zeigen sich flächendeckend weisse kristalline Ausblühungen, die das dargestellte Krankheitsbild fast vollständig verdecken. An mehreren Stellen ist das Wachs gebrochen und die Fragmente sind unter die textile Einfassung gerutscht. 
Nebst diesen auffälligen Schadbildern, durch welche die Moulage sich in einem instabilen und für weitere Schäden anfälligen Zustand befindet, weist sie auch Staub- und Schmutzablagerungen auf Wachs, Textil, Etikett und Brett auf.
 

Moulage Nr. 3887_2 defekt 2

Detail der Wachsmoulage 3887, kristalline Ausblühungen auf der Oberfläche.

Auf Mischungen, die organische Wachse wie z.B. Bienenwachs enthalten, sind solche Ausblühungen nicht selten anzutreffen. Von Laien werden diese manchmal mit Schimmelbefall verwechselt. Sie entstehen durch die Alterung des Wachses und wechselnde klimatische Aufbewahrungsbedingungen: Die im Wachs enthaltenen Fettsäureketten – die als natürlicher Weichmacher funktionieren – brechen auf, werden kürzer und wandern an die Oberfläche, wo sie die charakteristischen weissen Kristalle bilden. Da es sich um wachseigene Bestandteile handelt, sind diese Ausblühungen keineswegs schädlich. Sie führen aber dazu, dass die Wachsmasse mit der Zeit spröder und damit anfälliger für Schäden wird.

Nr. 3887: Restaurierung

Zu Beginn der Restaurierungsarbeiten wird das Objekt als Ganzes im vorgefundenen Zustand dokumentiert. Erst danach beginnen die praktischen Arbeiten. Die Restaurierung von Wachsmoulagen, die auch heute noch für die medizinische Lehre verwendet werden, hat nicht nur die materielle Erhaltung des historischen Objektes zum Ziel, sondern soll auch die Lesbarkeit des Krankheitsbildes wiederherstellen. 
Die losen Wachsfragmente werden vorerst separat aufbewahrt. Im Verlauf der Restaurierungsarbeiten fügt man sie mit materialgerechten, alterungsbeständigen Klebstoffen zusammen und verbindet sie wieder mit dem Original.
 

Moulage Nr. 3887 Einblick während Restaurierung
Moulage Nr. 3887 Einblick während Restaurierung

Während den Restaurierungsarbeiten ergeben sich auch aufschlussreiche Einblicke ins Innere der Moulage.

 

Zur Gewährleistung der Objektstabilität und der Lesbarkeit müssen gewisse Stellen dennoch zusätzlich gekittet werden. Je nachdem, wie gross solche Stellen sind und wo sie sich befinden, werden sie nachträglich retuschiert. 
Auch die textilen Einfassungen und die Etiketten sind oft restaurierungsbedürftig und müssen gereinigt, neu drapiert oder kaschiert werden.
 

Nr. 3887: Nutzung und Aufbewahrung

Nach erfolgter Restaurierung kann die Moulage wieder ausgestellt und in geschütztem Rahmen auch für die medizinische Lehre verwendet werden. Das Materialgefüge ist stabilisiert und gereinigt, die Vaccine-Impfpusteln sind wieder erkennbar.
Damit dieser Zustand möglichst lange Bestand hat, ist die Einhaltung präventiver konservatorischer Massnahmen von zentraler Wichtigkeit. Deswegen wird im Umfeld der Moulage die Luftfeuchtigkeit genauso kontrolliert wie die Raumtemperatur, die Art und Dauer der Beleuchtung oder Staubeintrag. Dies gilt sowohl für Depot- als auch für Museumsräumlichkeiten. Wer die Moulage berührt, trägt stets Handschuhe, und Erschütterungen – z. B. durch Transporte – werden wo immer möglich vermieden. 
 

Moulage Nr. 3887 nach Restaurierung

Wachsmoulage 3887 nach der Restaurierung.

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